Sensing Gender⎪Sensing More-than-Human

Sensing Gender⎪Sensing More-than-Human findet als Begleitseminar der Veranstaltungsreihe Fluide Körper im Co-Creation-Raum der Alten Uni statt. In Kombination beider Formate wird ein Raum für experimentellen Austausch kreiert sowie durch performative und kreative Ausdrucksformen zu einer multisensorischen Auseinandersetzung mit den Themen eingeladen. Siehe Programm.


Der Ansatz des Doing Gender ist ein entscheidender Ansatz der Geschlechterforschung. Er macht aufmerksam darauf, wie wir durch tägliche Routinen Geschlecht immer und immer wieder herstellen, durch unsere Art zu sprechen, uns zu verhalten oder auch wie wir uns kleiden. Unsere Geschlechterrepräsentationen beruhen auf verbalen und nonverbalen Interaktionen. Ebenso basiert unsere Art wie wir uns als Menschen unter Menschen und gegenüber mehr-als-Menschlichem verhalten auf Interaktionen.

In dem Seminar Sensing Gender Sensing More-than-Human wenden wir den Blick auf unsere Selbst- und Fremdwahrnehmung. Wie erfahren wir unseren Geschlechtskörper,– mit allen Sinnen, mit Haut und Haar? Wie empfinden und verkörpern wir unser Geschlecht, wie verkörpern wir unser Mensch-Sein? Verstehen wir männlich und weiblich als sich gegenüberstehende Pole oder als ein fließendes Kontinuum? Betonen wir die Differenzen zu Anderen oder eher Kontinuitäten? Welche Rolle spielt der Körper und Körpersprache für unsere Erfahrungen von Geschlecht? Und in welchem Verhältnis verstehen wir uns in Bezug auf unsere mehr-als-menschliche Um- und Mitwelt?

Das Seminar gliedert sich in 4 Parts:

  1. Eine Einführung, in der wir uns mit leibphänomenologischen Ansätzen beschäftigen, die uns anregen zu unterscheiden zwischen einem ‚Körper‘, den wir haben und einem ‚Leib‘, der wir sind.
  2. Praxispart, in dem neben einer ersten Textlektüre zu Gendertheorien, posthumanistischen und dekolonialen Ansätzen Freiraum geboten wird, im „Co-Creation-Raum“ der Alten Uni, in dem das Seminar stattfindet, die angesprochenen Thematiken ebenfalls performativ, künstlerisch oder medial in Thematischen und Offenen Werkstätten zu erkunden. Dafür werden wir uns mit folgenden Fragen beschäftigen: Wie lassen sich Methoden dekolonisieren (Kaltmeier & Berkin 2012)? Und wie können ‚emergente Strategien‘ entwickelt werden, wie sie etwa Adrienne Maree Brown in ihrer gleichnamigen Publikation (2017) vorschlägt?
  3. In einem Lektürepart werden die zunächst nur angerissenen Texte intensiv miteinander gelesen und diskutiert.
  4. In einem Präsentationspart können die entwickelten praktischen Arbeiten vorgestellt und miteinander besprochen werden. 

 

Literatur & Medien

  • Braidotti, Rosi (2015) „The Humanities in Europe Interview Series – Prof. Rosi Braidotti“ (YouTube)
  • Braidotti, Rosi (2018) „A Theoretical Framework for the Critical Humanities“, in: Theory, Culture & Society 0(0) 1–31.
  • Brown, Adrienne Maree (2017) Emergent Strategy: Shaping Change, Changing Worlds, Stirling.
  • Brown, Adrienne Maree (2017) „Emergent Strategy“ (YouTube)
  • Gahlings, Ute (2016) Phänomenologie der weiblichen Leiberfahrungen. Freiburg.
  • Haraway Donna (2014) „Anthropocene, Capitalocene, Chthulucene: Staying with the Trouble“ (Vimeo).
  • Haraway, Donna (2015) „Anthropocene, Capitalocene, Plantationocene, Chthulucene: Making Kin“, in: Environmental Humanities, vol. 6, 2015, pp. 159-165.
  • Jäger, Ulle (2014) Der Körper, der Leib und die Soziologie: Entwurf einer Theorie der Inkorporation, Darmstadt.
  • Kaltmeier, Olaf & Berkin, Sarah Carona (Hg.) (2012) Methoden dekolonisieren. Eine Werkzeugkiste zur Demokratisierung der Sozial- und Kulturwissenschaften, Darmstadt, 7-71.
  • Minh-ha, Trinh T. (2001) „Boundary Event / Grenzereignis“, in: Trinh T. Minh-ha. Wiener Session, 7-20.
  • Minh-ha, Trinh T. (2001) „An interview with Trinh T. Minh-ha by Marina Grzinic / Ein Interview von Marina Grzinic mit Trinh T. Minh-ha“, in: Trinh T. Minh-ha. Wiener Session, 43-57.
  • Minh-ha, Trinh T. (2011) „Trinh T. Minh-ha“ (YouTube)
  • Neimaris, Astrida (2017) Bodies of Water. London/New York, 27-64.
  • Neimaris, Astrida (2020) We ar all of Sea (YouTube)
  • Pirici, Alexandra/Voinea, Raluca (2015) „Ein Manifest für das Gynozän“, in: Armen Avanessian & Helen Hester (Hg.) dea ex machina. Berlin, 35-44.